Schild für Schild in Richtung Verkehrswende | Unbezahlte Werbung: Atelier an der Südstraße schließt

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

Verkehrswende bedeutet unter anderem, der Verkehrsraum wird umverteilt. Also alles, was ein Lenkrad hat und sich in Privateigentum befindet, in zwei Wörtern der motorisierte Individualverkehr (MIV – sprich: Mief) muss abgeben, alle übrigen Verkehrsarten bekommen Raum dazu. 

Wo diese Umverteilung schon stattgefunden hat, ist das zum Beispiel an der Farbe der Verkehrswege zu erkennen. Grün bedeutet: Hier ist schon länger niemand mehr gefahren. Das ist dann eine Umverteilung zu Gunsten der Flora. Sie kommt allerdings seltener vor. Häufiger ist die Farbe Rot. Dann ist es meistens eine Fahrradstraße. 

Die älteste Fahrradstraße in Münster ist die Schillerstraße. Hier haben Fahrräder seit 1990 Vorrang. Rot wird die Straße seit einigen Jahren nach und nach, damit es irgendwann auch der Letzte merkt. 

Seit der Hafenmarkt eröffnet hat, ist die Fahrradstraße jedoch auch der Weg, auf dem lange Lastwagen morgens ihre Ware anliefern. Das wiederum ist eine Umverteilung zu Gunsten des Lieferverkehrs, die an der Straßenfarbe nicht zu erkennen ist. 

Ein RUMS-Leser hat diese Umverteilung morgens auf einem Foto festgehalten. Er schreibt: „So einfach kann es gehen, bremsen, Warnblinker aktivieren und rückwärts ohne Einweiser mit einem Lastzug in die schmale Zufahrt zum Hafenmarkt. Nebensächlich, dass dabei mehrere Minuten die komplette Fahrradstraße im Schulverkehr blockiert wird, denn diese schmale Zufahrt mit einem Lastzug zu treffen, dauert.“

Und wenn lange Lastwagen morgens auf der Fahrradstraße ohne Einweiser rückwärts in kleine Seitenwege rangieren und so minutenlang die Straße blockieren, dann ist die Frage: Wäre es nicht besser, das Ganze dann einfach nicht Fahrradstraße zu nennen?

Wir haben die Stadt gefragt, und die schreibt, das alles sei ja eigentlich nicht so gedacht. Die hier beschriebene Verkehrssituation widerspreche dem Lieferkonzept, das man mit dem Hafenmarkt abgestimmt habe, denn danach fahren die Lastwagen zwar über die Schillerstraße raus, aber über den Hafenweg rein. 

Weil das aber offenbar nicht wie vereinbart geklappt hat, habe man nach unserem Hinweis die Schilder überprüft und festgestellt, dass auch sie nicht dem Konzept entsprechen, schreibt die Stadt. Das habe man inzwischen auch dem Betreiber mitgeteilt. Der wiederum habe seine Lieferanten informiert, damit die bitte vom Hafenweg aus auf das Gelände fahren. Auch das Zusatzschild „Anlieger frei“ sei inzwischen verschwunden.

So geht es Schild für Schild in Richtung Mobilitätswende. Auch in Berlin ist gestern wieder ein Schritt gemacht worden, wobei man darüber streiten kann, in welche Richtung. Die Bundesregierung hat sich auf ein neues Klimagesetz geeinigt. Es sieht unter anderem vor, dass nur noch die Gesamtbilanz zählt und nicht mehr rückwirkend geschaut wird, ob die einzelnen Sektoren ihre Klimaziele eingehalten haben – zum Beispiel eben auch der Verkehrssektor. 

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich damit etwas Luft gemacht, im eigenen Ressort nicht so hart durchgreifen zu müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Er hatte zuletzt mit Fahrverboten gedroht. Sein Düsseldorfer Kollege Oliver Krischer (Grüne) hatte ihn daraufhin aufgefordert, bei allem Verständnis für politische Zuspitzung zur Sachpolitik zurückzukehren. 

Wörtlich sagte er: „Das Problem ist (…) nicht das Klimaschutzgesetz des Bundes, sondern eine Verkehrspolitik, die eben nicht an den Zielen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.“ 

Bei der Verkehrsministerkonferenz in dieser Woche werden die beiden noch einmal darüber reden können. Sie findet morgen in Münster statt. Worum es in den Gesprächen geht, steht hier auf der Tagesordnung. Mehrere Umweltorganisationen haben zu Protesten aufgerufen. Wenn Sie sich beteiligen möchten: Die Demo beginnt um 16 Uhr an der Engelenschanze. (rhe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Um das Image des Stadtteils Coerde aufzubessern, beantragen die SPD und die Grünen in der Bezirksvertretung Nord, dass nach jeder Sperrmüllabfuhr die Straßen gereinigt werden sollen. (Antrag SPD und Grüne)

+++ Heute beginnen die ersten schriftlichen Abiprüfungen in Münster – toi, toi, toi! (Antenne Münster)

+++ Bei einer Leserumfrage des Magazins „Groove“, das über elektronische Musik und Techno schreibt, ist das „Fusion“ zum besten Club und das „Docklands“ zum besten Festival gewählt worden. („Groove“-Magazin)

+++ Bis zum 15. Mai können sich Gruppen und Initiativen auf den Ehrenamtspreis des Bistums Münster bewerben. (Bistum Münster)

+++ Kristina Scepanski, Leiterin des Westfälischen Kunstvereins, wechselt im Sommer in die Kulturförderung. (Westfälischer Kunstverein)

+++ Am 9. Juni treten 65 Jugendliche zur Wahl des neuen Jugendrats der Stadt Münster an. (Stadt Münster)

+++ Die 20-jährige Studentin Pauline beschreibt, wie es ist, in Münster zu studieren, und was die Stadt für sie so reizvoll macht. (Spiegel)

+++ Eine Fischerfamilie versucht zurzeit, das Verhältnis zu Raubfischen und Beutefischen im Aasee wieder in ein besseres Verhältnis zu bekommen. (WDR Lokalzeit)

+++ Am Freitag demonstrieren Menschen, die am sogenannten chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankt sind, vor dem historischen Rathaus. (Liegedemo auf Twitter)

+++ Auf den beiden ehemaligen Kasernenflächen in Gievenbeck und Gremmendorf, die Münster vom Bund gekauft hat, werden wohl so bald keine neuen Sozialwohnungen entstehen, denn eine Vereinbarung mit dem Bund zu Preisnachlässen beim Bau solcher Wohnungen endet bald. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Kreispokal-Finale der Damen zwischen DJK Wacker Mecklenbeck und Blau-Weiß Aasee findet am 8. Mai im Preußen-Stadion statt. (Preußen Münster) – mehr über Frauenfußball in Münster erfahren Sie in diesem RUMS-Brief von unserer Gastautorin Helene Altgelt.

+++ Damit Eltern nicht mehr Geld für einen Kita-Platz ausgeben müssen, schlägt die FDP vor, unbesetzte Stellen aus dem Personalplan der Stadt zu streichen. (FDP Münster)

+++ Die Polizei hat am frühen Samstagmorgen vier tatverdächtige Männer festgenommen, nachdem ein Streit vor einer Disko an der Hafenstraße eskaliert war, bei dem auch Schüsse mit einer Schreckschusspistole fielen. (Polizei Münster)

Unbezahlte Werbung

Seit vielen Jahren illustriert Selda Marlin Soganci Bücher für verschiedene Verlage. Vor fünf Jahren hat sie an der Südstraße einen kleinen Atelierladen eröffnet. Am kommenden Samstag öffnet sich die Tür ihres Geschäfts allerdings zum letzten Mal. Die Illustratorin und Grafikerin veranstaltet am 20. April zum „Good-Bye-Shopping“ und verkauft von 13 bis 18 Uhr Schreibwaren, Schmuck, Accessoires, Geschenkpapier und mehr zu stark reduzierten Preisen. Für einen ersten Eindruck können Sie einen Blick ins Instagram-Profil wagen.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Katja Angenent für Sie in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen: 

+++ Alle, die sich bei dem Aprilwetter am liebsten ganz woanders hin wünschen, können am Donnerstag um 16 Uhr in der Stadtbücherei zumindest gedanklich verreisen. Dann lädt Autorin Gudrun Beckmann-Kircher gemeinsam mit Musikerin Tania Pentchev ein zu einem literarisch-musikalischen Nachmittag. Das Motto lautet „Reisen durch Raum und Zeit.“. Der Eintritt ist frei, aber bitte nicht vergessen, sich per E-Mail anzumelden.

+++ Weiter oben haben wir die Autorin Teresa Bücker schon erwähnt. Am Donnerstag kommt sie für eine Lesung nach Münster. In der Aula der KSHG wird sie ihr Buch „Alle Zeit“ vorstellen, das sich mit der politischen Seite von Zeit beschäftigt: Wie gehen wir als Gesellschaft mit Zeit um, warum haben wir davon nie genug und wie könnte ein anderer Umgang mit Zeit zu mehr Gerechtigkeit, Zusammenhalt und Lebensqualität führen? Beginn ist um 19:30 Uhr, freier Eintritt. Und wenn Sie danach noch mehr über Zeitpolitik erfahren wollen, dann abonnieren Sie gerne den sehr interessanten Newsletter von Stefan Boes, der übrigens mal für unsere Kolleg:innen von Perspective Daily geschrieben hat.

+++ Seit über drei Jahrzehnten zählen Fiddler’s Green schon zu den erfolgreichsten Formationen der europäischen Folk-Rock-Szene. 1990 wurde in einer Studi-WG-Küche erstmals mit Geige, Akkordeon, Drums und Gitarren experimentiert. 25 Alben und vier DVDs später kommt die Band mal wieder nach Münster – und zwar am Freitag in den Skaters Palace. Restkarten gibt es hier.

+++ Lucy McCormick ist eine britische Künstlerin, die am Freitag und Samstag im Pumpenhaus das Neue Testament queerfeministisch interpretiert. Sie zeigt die Bibel als Cabaret der Christenheit mit einer Mischung aus Tanz, Gesang und Performance. Karten für den Freitag erhalten Sie hier, für den Samstag hier.

Und sonst?

Der lange erwartete Masterplan Mobilität 2035+ beantwortet nicht alle offenen Fragen zur Verkehrswende. Aber das soll er auch gar nicht. Man kann etwas anderes aus ihm lernen. Was, das erkläre ich im kompletten RUMS-Brief.

Möchten Sie mehr erfahren? Dann testen Sie RUMS drei Monate lang zum halben Preis.

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Katja Angenent (kan), Sebastian Fobbe (sfo) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Manchmal ist ja einfach die Vorstellung das Problem. Heute Mittag war das so bei einer Pressemitteilung der Stadt. Am Sonntag ist Tag der offenen Tür bei den Abfallwirtschaftsbetrieben in Coerde, schreibt die städtische Pressestelle. Also wollten sie immer schon mal einen Berg voller Hausmüll sehen? Oder eine Halle voller gewerblichenm Abfalls? Das sind so die ersten Assoziationen. Dann sieht man aber: doch gar nicht so schlecht. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Abfallwirtschaft an 14 Stationen. Eine Oldtimer-Ausstellung. Ein Gewinnspiel. Eintritt frei. Könnte ja vielleicht ganz gut werden. Also der erste Eindruck ist anscheinend doch manchmal falsch. Und was man ja dann doch wirklich auch sagen muss: Immerhin ist es kein Schnuppertag. (rhe)

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